F. William Engdahl

Warum wir der WHO nicht trauen sollten

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Die in Genf ansässige Weltgesundheitsorganisation WHO ist die einflussreichste Organisation auf diesem Planeten, wenn es um Themen der globalen Gesundheit und Epidemien geht. Nur die wenigsten Menschen wissen allerdings, wer tatsächlich das Sagen bei der UNO-Tochterorganisation hat, welche schockierenden Interessenkonflikte dort an der Tagesordnung sind, wie weit verbreitet die Korruption ist und wie sehr es an Transparenz mangelt in dieser Einrichtung, von der wir erwarten, dass sie uns überparteilich durch die derzeitige Covid-19-Pandemie steuert.

Am 30. Januar verkündete der Generaldirektor der WHO, Tedros Adhanom Ghebreyesus, eine »gesundheitliche Notlage internationaler Tragweite«. 2 Tage zuvor hatte Tedros in Peking mit Chinas Präsident Xi Jinping über den dramatischen Anstieg schwerer Erkrankungen im Großraum Wuhan gesprochen, die mit einem neuartigen Coronavirus in Zusammenhang standen und die mittlerweile dramatische Ausmaße angenommen hatten.

Notlage internationaler Tragweite

Als Tedros die Notlage ausrief, lobte er die chinesischen Quarantänemaßnahmen – Maßnahmen, die in der öffentlichen Gesundheit hoch umstritten sind und die in der Neuzeit zuvor niemals bei ganzen Städten, geschweige denn ganzen Ländern, versucht worden waren. Zeitgleich kritisierte Tedros interessanterweise die Länder, die zur Eindämmung der unbekannten neuen Krankheit Flüge nach China blockierten. Das brachte ihm den Vorwurf ein, China über Gebühr in Schutz zu nehmen. Offiziell waren die ersten drei Fälle in Wuhan am 27. Dezember 2019 gemeldet worden, also einen ganzen Monat zuvor.

Bei allen drei Patienten stellte man eine Lungenentzündung fest, die auf eine »neuartige« oder neue Form des SARSCoronavirus zurückging. Wichtig in diesem Zusammenhang: Vom 17. Januar bis zum 8. Februar 2020 sollte die größte Massenmigration weltweit stattfinden, dann nämlich würden sich im Rahmen der Feierlichkeiten zum chinesischen Neujahrsfest rund 400 Millionen Chinesen in Bewegung setzen, um ihre Familien zu besuchen. Um 2 Uhr morgens am 23. Januar, 2 Tage vor Auftakt der eigentlichen Neujahrsfestivitäten, griff die Verwaltung von Wuhan zu einem beispiellosen Schritt: Sie kündigte an, die gesamte 11-Millionen-Einwohner-Stadt ab 10 Uhr morgens unter Quarantäne zu stellen. Zu diesem Zeitpunkt hatten bereits Hunderttausende, wenn nicht Millionen Bürger panikartig die Stadt verlassen …

Als die WHO am 30. Januar die »gesundheitliche Notlage internationaler Tragweite« verkündete, waren also bereits wertvolle Wochen im Kampf gegen die Krankheit verloren gegangen.

Auf die Frage, warum die WHO mit Blick auf die Ausbreitung von Covid-19 in Wuhan und an anderen Orten keine Pandemie ausrief, erklärte der WHO-Sprecher Tarik Jarasevic: »Es gibt keine offizielle Kategorisierung (für eine Pandemie) … Die WHO arbeitet nicht mehr mit dem alten Sechs-Phasen-System, das von Phase 1 (keine Berichte über eine Tier-Influenza, die beim Menschen Infektionen auslöst) bis zu Phase 6 (Pandemie) reichte und mit der einige Menschen möglicherweise noch von H1N1 im Jahr 2009 vertraut sind.« Am 11. März dann die Kehrtwende: Tedros erklärte erstmalig, dass die vom neuartigen Coronavirus verursachte und inzwischen auf den Namen Covid-19 getaufte Erkrankung eine »globale Pandemie « darstelle. Zu diesem Zeitpunkt gab es nach Angaben der WHO in 114 Ländern über 118 000 Fälle von Covid-19 und 4291 Tote.

Die falsche Pandemie von 2009

Nachdem die WHO 2009 ein Fiasko erlitten hatte, als sie wegen der »Schweinegrippe« H1N1 eine globale Pandemie ausrief, beschloss sie, den Begriff »Pandemie« nicht länger zu verwenden. Der Grund ist bezeichnend für die Korruption, die sich durch alle Ebenen der WHO zieht. 2009 infizierte sich ein junges mexikanisches Kind mit einem neuartigen Virus in Veracruz, nämlich mit dem Virus H1N1, dem Erreger der Krankheit, die »Schweinegrippe « getauft wurde. Nur wenige Wochen zuvor hatte die WHO, ohne großes Aufhebens darum zu machen, die traditionelle Definition dessen geändert, was eine Pandemie ausmacht. Eine Pandemie war nunmehr keine Krankheit mehr, die in vielen Ländern weitverbreitet ist und ausgesprochen tödlich oder kräftezehrend verläuft. Damit die »Fachleute« der WHO eine Pandemie ausrufen konnten, reichte es nunmehr aus, dass eine Krankheit – wie beispielsweise die saisonale Grippe – weitverbreitet ist. Die Symptome von H1N1 waren dieselben wie bei einer starken Erkältung.

Als die damalige WHO-Generaldirektorin Dr. Margaret Chan offiziell Phase 6 und damit einen globalen Pandemie-Notfall ausrief, setzte sie das nationale Notfallprogramm in Gang. Unter anderem kauften die Regierungen für Milliarden Dollar H1N1-Impfstoffe. Am Ende der Grippesaison 2009 stellte sich jedoch heraus, dass die Todesfälle, die sich auf H1N1 zurückführen ließen, winzig waren verglichen mit den Opferzahlen, welche die normale saisonale Grippe gefordert hatte. Der deutsche Lungenarzt Wolfgang Wodarg gehörte seinerzeit der Parlamentarischen Versammlung des Europarates an. Er forderte 2009 eine Untersuchung zu vermuteten Interessenkonflikten, was die Reaktion der EU auf die Schweinegrippe-Pandemie anbelangte.

955200_orzechowski_globales_chaos_neue_weltordnungDas niederländische Parlament deckte zudem auf, dass sich Professor Albert Osterhaus von der Erasmus-Universität in Rotterdam in einer Position befand, persönlich von den Milliarden Euro zu profitieren, die in die vermeintlich für H1N1 gedachten Impfstoffe gepumpt wurden. Als zentraler Influenza-Berater der WHO stand Osterhaus im Mittelpunkt der weltweiten Aktivitäten rund um die globale Schweinegrippe/ Influenza-A-H1N1-Pandemie von 2009. Viele andere wissenschaftliche Experten der WHO, die Chan zum Verkünden einer Pandemie rieten, erhielten direkt oder indirekt Geld von Big-Pharma-Konzernen wie Glaxo- SmithKline, Novartis und anderen führenden Impfstoffherstellern. Dass die WHO eine Schweinegrippe-Pandemie verkündete, war eine Luftnummer.

2009/10 fielen die Influenza-Zahlen so niedrig aus wie seit Beginn der Aufzeichnungen durch die Medizinforschung nicht mehr. Und die Pharma-Riesen scheffelten unterdessen Milliarden.

Nach dem Pandemie-Skandal von 2009 arbeitete die WHO nicht mehr mit der Phase- 6-Stufe einer Pandemie und stieg um auf das völlig vage und verwirrende Prinzip der »gesundheitlichen Notlage internationaler Tragweite«. Nun entschieden Tedros und die WHO jedoch willkürlich, den Begriff der Pandemie wieder einzuführen, räumten im Zuge dessen aber ein, dass sie noch dabei seien, eine neue Definition des Begriffs zu finden. »Pandemie« löst mehr Furcht aus als »gesundheitliche Notlage internationaler Tragweite«.

Weiterhin Konflikte um WHO-Beirat

Rund um die Ereignisse von 2009/10 gab es skandalöse und gewaltige Interessenkonflikte, was die Verflechtungen von Big Pharma und WHO anbelangt. Und dennoch hat die WHO unter Tedros nur wenig getan, um Korruption und Interessenkonflikte auszumerzen. Der Strategische Beirat der WHO für Immunisierungsfragen (SAGE) ist durchsetzt mit Mitgliedern, die »finanziell beträchtliche« Zuwendungen von großen Impfstoffherstellern erhalten, von der Bill & Melinda Gates Foundation oder dem Wellcome Trust. Laut den aktuellsten Informationen der WHO zu SAGE hatten nicht weniger als 8 der 15 Mitglieder mögliche Interessenkonflikte angezeigt, wie es das Gesetz vorschreibt. In fast jedem Fall waren die Geldgeber unter anderem die Bill & Melinda Gates Foundation, Merck & Co., Gavi, die Impfallianz (eine von Gates finanzierte Gruppe, die sich für Impfungen starkmacht), das Global Health Scientific Advisory Committee der Gates- Stiftung, Pfizer, Novovax, GlaxoSmithKline, Novartis, Gilead und andere führende Akteure der Impfstoffszene. So viel zum Thema Unabhängigkeit und Objektivität der WHO-Wissenschaftler.

Gates und die WHO

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Wenn schon nicht überraschend, dann doch zumindest hochgradig aufschlussreich ist es, dass viele Beiratsmitglieder finanzielle Verbindungen zur Gates Foundation haben. Die WHO wird in erster Linie nicht von den Mitgliedern der Vereinten Nationen finanziert, sie ist vielmehr eine sogenannte öffentlich-private Partnerschaft und wird dominiert von privatwirtschaftlichen Impfunternehmen und der Gruppe der von Bill Gates geförderten Organisationen.

Der aktuellste öffentlich einsehbare Finanzbericht der WHO stammt vom 31. Dezember 2017 und zeigt, dass von den mehr als 2 Milliarden Dollar, die der WHO im allgemeinen Haushalt zur Verfügung stehen, etwas über die Hälfte von privaten Geldgebern oder externen Einrichtungen wie der Weltbank oder der EU stammen. Mit Abstand größte nichtstaatliche und private Geldgeber sind die Bill & Melinda Gates Foundation, die von Gates finanzierte Gavi, die Impfallianz sowie der von Gates angestoßene Globale Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria (GFATM). Diese drei pumpten über 474 Millionen Dollar in die WHO. Die Bill & Melinda Gates Foundation allein steuerte atemberaubende 324 654 317 Dollar bei. Zum Vergleich: Die Vereinigten Staaten als größter staatlicher Finanzier überwiesen der WHO im selben Zeitraum 401 Millionen Dollar.

Unter den nichtstaatlichen Geldgebern finden wir die weltgrößten Impfstoff- und Medikamentenhersteller, wie Gilead Sciences (eine Firma, die derzeit darauf drängt, dass eines ihrer Produkte für die Behandlung von Covid-19 zugelassen wird), GlaxoSmithKline, Hoffmann-La Roche, Sanofi Pasteur, Merck Sharp & Dohme, Chibret und Bayer. Die Pharmaunternehmen haben die WHO 2017 mit Dutzenden Millionen Dollar unterstützt. Dass private Impfbefürworter wie die Gates Foundation und Big Pharma die WHO so stark unterstützen, ist mehr als nur ein reiner Interessenkonflikt; es bedeutet im Grunde, dass sie die Ausrichtung der Organisation in ihrem Sinne beeinflusst haben, denn eigentlich ist die WHO dafür zuständig, die weltweiten Reaktionen auf Epidemien und Krankheiten zu koordinieren.

Die Gates Foundation, mit etwa 50 Milliarden Dollar im Rücken die weltgrößte Stiftung, investiert zudem ihre steuerbefreiten Dollars in ebenjene Impfstoffhersteller wie Merck, Novartis, Pfizer oder GlaxoSmithKline. Vor diesem Hintergrund kam es nicht überraschend, dass der äthiopische Politiker Tedros Adhanom 2017 zum Leiter der WHO gewählt wurde. Er ist der erste WHO-Generaldirektor, der kein Doktor der Medizin ist (auch wenn er darauf besteht, sich als »Doktor« ansprechen zu lassen). Er promovierte zum Ph.D. im Fach Community Health, in seiner Doktorarbeit untersuchte er die Folgen, die Dämme auf die Übertragung von Malaria in der äthiopischen Region Tigray haben. Bis 2016 war Tedros Außenminister in Äthiopien, in seiner Zeit zuvor als Gesundheitsminister lernte er Bill Gates kennen und übernahm den Vorsitz beim Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria, der enge Verbindungen zu Gates pflegt.

Unter Tedros hat sich die Lage, was Korruption und Interessenkonflikte bei der WHO betrifft, keineswegs verbessert, eher noch verschlimmert. Das WHO Health Emergencies Program, also die Abteilung, die für die globale Antwort auf Covid-19 zuständig ist, war einem Bericht der Australian Broadcasting Corporation (ABC) zufolge 2018 und 2019 unter Tedros‘ Ägide in einem miserablen Zustand, weil es nicht gelungen sei, das Programm und die Notfallabteilung mit ausreichenden Finanzmitteln zu versehen. Dadurch laufe man Gefahr, auf Länderebene nicht zu adäquaten Ergebnissen zu gelangen. Weiter heißt es in dem ABC-Bericht, die internen Korruptionsvorwürfe hätten innerhalb der gesamten Organisation deutlich zugenommen:

»Es wurden zahlreiche Versuche aufgedeckt, die internationale Organisation um größere Geldsummen zu betrügen.«

Beruhigend klingt das nicht.

Dieser Beitrag ist zuerst in KOPP Exklusiv (Ausgabe 15/20) erschienen.

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Samstag, 11.04.2020